Der Ausbau des Glasfasernetzes im Versorgungsgebiet der Heidjers Stadtwerke beginnt mit einer der Haupttrassen von Wintermoor nach Schneverdingen. Beim feierlichen Start waren unter anderem Agrarminister Christian Meyer, die Landesbeauftragte für regionale Landesentwicklung, Landrat Ostermann sowie die Bundestagsabgeordneten Lars Klingbeil und Kathrin Rösel unter den Gästen.
Der Ausbau wird unter anderem ermöglicht durch die Zahlung von Fördermitteln der EU, des Bundes, des Landes Niedersachsen und des Heidekreises. Insgesamt fließt ein Betrag in Höhe von ca. 2,7 Mio. € an die Heidjers Stadtwerke, die den Zuschlag für den Glasfaserausbau in ihrem Versorgungsgebiet erhalten hatten. Der Betrag ist erforderlich, um die Wirtschaftlichkeitslücke zu schließen, die durch den Ausbau und Betrieb der Glasfaserinfrastruktur in den nächsten Jahren entstehen wird.
Die Heidjers Stadtwerke sind die ersten im Heidekreis, die im Rahmen des aktuellen Förderverfahrens mit dem Ausbau des Glasfasernetzes beginnen.
„Der ländliche Raum darf bei der Digitalisierung nicht abgehängt werden“, mahnte der unter anderem für Breitbandausbau zuständige Agrarminister Christian Meyer beim Spatenstich in Schneverdingen. „Für die Menschen auf dem Land sind schnelle Breitbandanschlüsse heute unverzichtbar. Alle Regionen, alle Betriebe und alle Bürgerinnen und Bürger müssen im Interesse gleichwertiger Lebens- und Arbeitsbedingungen schnelle Internetverbindungen erhalten. Ich freue mich, dass heute auch im Versorgungsgebiet der Heidjers Stadtwerke – von Schneverdingen bis Neuenkirchen – der Grundstein dafür gelegt wird“, sagte Meyer. Der Minister wies in dem Zusammenhang darauf hin, dass Niedersachsen beim Breitbandausbau Tempo mache. „Wie nie zuvor in der Geschichte des Landes fördert die rot-grüne Landesregierung den Anschluss ans Turbo-Internet erstmals auch mit EU-Agrarbeihilfen. Nahezu 390 Millionen Euro aus EU-, Bundes- und Landesmitteln sind bis dato dafür vorgesehen“, so Meyer.
Für die Fördermittelgeber ist die Hauptarbeit mit dem Spatenstich erledigt. Für die Stadtwerke beginnt die eigentliche Arbeit erst jetzt. Neben dem Bau von Glasfasertrassen von ca. 160 km Länge und hunderter Glasfaserhausanschlüsse gilt es nun, die erforderlichen Software-Komponenten zu implementieren, die Mitarbeiter in der Technik und im Vertrieb zu schulen und die Prozessabläufe von der Kundenanfrage bis zum Einbau der Router zu trainieren.
Bis zum Ende des Jahres 2018 sollen nach dem Willen der Fördermittelgeber sämtliche weißen Flecken von der Landkarte getilgt sein. Hier sieht Maurer noch einige Herausforderungen: „Seit der Fördermittelzusage Ende Februar sind mittlerweile über 6 Monate vergangen, bis die endgültige Freigabe für den Baubeginn durch die zuständigen Stellen erteilt wurde“.
Maurer zeigte sich dankbar für den Fördermittelzuschlag, der sich aus Mittelnder Europäischen Union, der Bundesregierung, des Landes und des Landkreises Heidekreis zusammensetzt. Ohne die Wirtschaftlichkeitslückenförderung, so Maurer, wäre ein Ausbau des schnellen Internets in der Region schlicht unmöglich. Mindestens ebenso wichtig wie der Ausbau des schnellen Internets an sich sei es aber auch, den für die Umsetzung verantwortlichen Akteuren nicht zu starke administrative Fesseln anlegen. So füllen die zu berücksichtigenden Anlagen zum Fördermittelbescheid mit 177 Seiten einen halben Aktenordner, allein die Vorgaben zur Publizität, in denen beschrieben wird, welches Logo von welchem Fördermittelgebern welcher Größe zu verwenden ist, nimmt ca. 6 Seiten in Anspruch. Während sich die gesetzlichen Vorgaben und Auflagen im Detail verlieren, so Maurer, droht der Blick für das große Ganze verloren zu gehen. Minutiöse Materialvorgaben und kleinstteilige Planungs- und Dokumentationspflichten erschweren die Umsetzung vor Ort in einem solchen Umfang, dass bereits erste Fördermittelempfänger ihre Fördermittel zurückgegeben haben – ein Umstand, den auch der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke, Dieter Möhrmann, in seinem Grußwort kritisch hervorhob und diesem Zusammenhang von einem „bürokratischen Monster“ sprach.
Die Komplexität des Förderrahmens führe die operativen Stellen bisweilen an den Rand der Leistungsfähigkeit, so Maurer. Dies könne letzten Endes nur durch ein hohes Maß an Flexibilität und gutem Willen der Akteure vor Ort ausgeglichen werden. An dieser Stelle dankte Maurer noch einmal ausdrücklich den am Verfahren beteiligten Mitarbeitern des Heidekreises, des Landesministeriums und der atene, die Fördermittelfreigabe trotz aller administrativer Komplikationen ermöglicht zu haben. Maurer dankte an dieser Stelle auch den Tiefbauunternehmen, die ihren Einsatz wegen der fehlenden Baufreigabe seit einem halben Jahr immer wieder hatten verschieben müssen.
Trotz aller Fördermittel bleibt das betriebswirtschaftliche Risiko bei den Stadtwerken. Sollten weniger Kunden das schnelle Internet beanspruchen, als geplant, so bleiben die Stadtwerke auf den Verlusten sitzen. Sollte umgekehrt das Modell erfolgreicher laufen als geplant, werden die Fördermittel in entsprechender Höhe zurückgefordert.
„Bleibt zu hoffen“, so Maurer, „dass sich die Nachfrage nach schnellem Internet, wie von Bund und Land prognostiziert, entwickelt“.